ISO Wert in der Fotografie - Was ist das eigentlich?

ISO Wert in der Fotografie - Was ist das eigentlich?

07.05.2020 | Tutorial

Definition von ISO in der Fotografie

ISO ist die Abkürzung von “International Organization for Standardization” (dt. Internationale Organisation für Normung). Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, weltweite Standards in verschiedenen Bereichen (z.B Forschung oder Technologie) einzuführen. Das stellt eine gleichbleibende Qualität sicher. Das Kürzel “ISO” hat also nicht grundsätzlich etwas mit der Fotografie zu tun. Hier wird er angewandt, um einen Standard für die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors zu schaffen.

Was bewirkt der ISO-Wert einer Kamera?

Stellen wir uns vor, wir sitzen in einem dunklen Raum. Es dauert eine Weile, bis wir etwas in diesem Raum erkennen können, denn unsere Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit. Wenn wir nach kurzer Zeit das Licht wieder anschalten, werden wir erst einmal geblendet und sehen so gut wie nichts. Wieder dauert es einen kleinen Moment, bis wir uns an das Licht gewöhnt haben. Die Empfindlichkeit unserer Augen muss sich also neu “einstellen”. In einer Kamera passiert bei der Veränderung der Lichtsituation etwas Ähnliches. Der Sensor ist das “Auge”, der ISO-Wert die Empfindlichkeit des Sensors. Und dieser ISO-Wert bei unterschiedlichen Lichtsituationen neu eingestellt werden - manuell oder automatisch.

Abstufungen der ISO-Werte

Der niedrigste ISO-Wert ist bei den meisten Kameras ist ISO100. Der Sensor ist bei diesem Wert am unempfindlichsten. der nächsthöhere Wert ist ISO200. Er wurde also verdoppelt. Genau so verhält sich auch die Empfindlichkeit - sie verdoppelt sich. Das ganze geht bei modernen Kameras bis ISO25600 und höher.

  • ISO 100
  • ISO 300
  • ISO 400
  • ISO 800
  • ISO 1600
  • ISO 3200
  • ISO 6400
  • ISO 12800
  • ...

Wie oben beschrieben, ist der Kamerasensor bei ISO100 am unempfindlichsten. Dies bedeutet, dass unser Foto recht dunkel wird, wenn die Lichtbedingungen nicht gut sind. Im umkehrschluss wird das Foto umso heller, desto höher der ISO-Wert. Das klingt doch klasse oder? Ich gehe einfach in den dunklen Keller und drehe meinen ISO bis zum Anschlag hoch und schon kann ich auch da tolle Fotos ohne zusätzliche Beleuchtung machen. Leider hat das ganze einen Haken...

Je niedriger der ISO-Wert, desto dunkler wird das Foto.
Je höher der ISO-Wert, desto heller wird das Foto.

ISO und die Bildqualität - das Problem mit dem Rauschen

Sicher ist Dir schonmal ein Foto untergekommen, welches sehr “rauschig” war. Besonders gut erkennt man dieses Rauschen, wenn man mit einer Handykamera ein Foto in einem dunklen Raum macht (ohne Blitz). Das Rauschen ist das Ergebnis eines zu hohen ISO-Wertes. Bei günstigen Kameras kann dieses Rauschen schon bei niedrigen ISO-Werten (z.B. ISO800 oder höher) auftreten, bei Profikameras erst bei höheren Werten (z.B. ISO3200 oder höher). Mit dem Rauschen geht ein Qualitätsverlust einher. Bis zu einem gewissen Grad kann dieser Qualitätsverlust mittels einer Software, wie z.B. Photoshop reduziert werden.

Starkes ISO Rauschen
Durch das starke Rauschen verschlechtert sich die Schärfe des Fotos. Alles wirkt sehr matschig.

Warum verschlechtert sich die Qualität bei hohen ISO-Werten?

Ist das Umgebungslicht zu schwach, kann auch nur sehr wenig Licht auf den Kamerasensor fallen. Wo gar kein Licht hinkommt, fehlen also die Bildinformationen. Hierzu ein kleines Beispiel. Du fotografierst in einer dunklen Straße eine leuchtende Laterne. Die Laterne leuchtet sehr hell, wohingegen die Umgebung komplett dunkel ist. Das Licht, welches von der Laterne ausgeht, trifft beim Auslösen der Kamera auf den Kamerasensor und hinterlässt an dieser Stelle Bildinformationen. Die Umgebung ist jedoch dunkel und somit können auch keine oder nur sehr wenige Bildinformationen auf dem Sensor hinterlassen werden. Wo kein Licht, da kein Foto.

Was hat das nun mit dem ISO-Wert zu tun? Stellst du deinen ISO hoch, erhellt sich das Bild. Jedoch nur in deiner Kamera. Denn die Laterne bleibt gleich hell und die Umgebung gleich dunkel. Das Bild wird also digital aufgehellt. Die fehlenden Bildinformation aus den dunklen Bereichen, werden von der Kamerasoftware ersetzt, denn irgendwas muss ja gespeichert werden. Diese Software ist zwar gut, aber nicht perfekt. Das führt dazu, dass die fehlenden Informationen zwar von der Software anhand der umliegenden Bildinformationen errechnet werden, aber oft genug falsch sind (siehe Foto). Dadurch entsteht das Rauschen. Zusammengefasst bedeutet das also: Rauschen entsteht durch falsche Bildinformationen.

Falsch berechnete Pixel durch die Kamerasoftware
Die fehlerhaften Bildinformationen haben in der Regel eine falsche Färbung. In diesem Bild haben sie die Farben Magenta und Grün.

Welcher ISO-Wert soll denn nun genutzt werden?

Als groben Richtwert kann man wohl sagen, dass in dunklen Situationen ein höherer ISO-Wert und bei hellen Lichtsituationen ein niedriger ISO-Wert eingestellt werden sollte. Ich empfehle Dir aber, nicht mehr als ISO3200 zu nutzen. Immerhin sollen die Fotos eine akzeptable Qualität haben.

Der ISO-Wert - alleine kann er es nicht richten

Versuche deinen ISO-Wert immer so niedrig wie nur möglich zu halten, um eine bestmögliche Qualität der Fotos zu erreichen. Das ist natürlich nicht immer möglich. Allerdings ist der ISO-Wert auch nicht der einzige Faktor, der die Helligkeit des Fotos bestimmt. Da gibt es ja noch die Blende und die Belichtungszeit. Hier erfährst du mehr:

Belichtungszeit
Kamerablende

Die optimale Helligkeit deines Fotos hängt also von diesen drei Spielern ab: ISO-Wert, Blende, Belichtungszeit. Nur wenn alle drei gut zusammenspielen, erhältst du ein gut ausgeleuchtetes Foto mit guter Qualität.

Das klingt kompliziert? Ja, vielleicht. Es ist aber im Grunde ganz einfach. Am besten schnappst du Dir deine Kamera und legst los. Probier verschiedene ISO-Werte und schau Dir an, was sie bewirken. Es wird nicht lange dauern, bis du genau verstehst, wie du mit den Werten umgehen musst. Ich wünsche Dir viel Spaß beim ausprobieren!